Als am 4. Juli 1687 116 französische Glaubensflüchtlinge
die nouveau colonie près de
Rauschenberg gründeten, befanden sich mit 9 Personen
aus den Tälern Piemonts eine eher nur geringe Anzahl von Waldensern
unter ihnen:
Jacob Mayet (Majet), S. v. Jacob Mayet
aus Laux / Val Cluson
* um 1641, Schwabendorf 11.09.1688
mit Ehf. Marie, geb. Martin, T.v. Jean Martin u. Ehf. Marie, geb.
Chalier aus
Mentoules, ~ 08.01.1651, .............?
Kinder
1. Pierre, * um 1673, Schwabendorf 21.10.1688
2. Jacob, * Hofgeismar 22.03.1687, Schw. 26.09.1688
Jaques Pastre, aus Fenils/ Val d`Oulx,
mit Tochter Catherine
Pierre Vinçon, S. v. Jean V. u.
Ehf. Marie, geb Jordan aus Mentoules/Val Cluson
* 27.08.1632, Schw. .09.1688
mit 2. Ehf. Marie, geb. Bonet, T.v. Jean B. u. Ehf. Isabeau, geb.
Parandier
aus Chambons, * 07.02.1635,
Schw. 30.01.1692
Tochter Marie, * 23.02.1675, Schw. 05.12.1750
Die Mehrzahl der über Hofgeismar in mehreren Gruppen eingetroffenen Neuankömmlinge hatten die Dauphiné als Heimat, dazu kamen Wallonen und Nordfranzosen. Mit dieser Mischung hatte Schwabendorf nicht die homogene Zusammensetzung wie die anderen nordhessischen Colonien, die in Brigaden mit ihren Pfarrern und capitaines nach Herkunft weitgehend zusammen blieben und von Anfang an mehr Harmonie versprachen. Die neue Colonie hatte folglich schon zu Beginn große Existenzschwierigkeiten. Nordfranzosen und Wallonen, ohnehin z.T. schon lange vorher in der Pfalz sich aufhaltend, besaßen andere Eigenschaften, Gewohnheiten und Traditionen als die Südfranzosen , die bergbäuerlichen Queyrassins und Waldenser, so daß man kaum zusammenfand. Es bedurfte in den ersten Jahren ständiger Ermahnungen von höherer Stelle mit Androhungen, die Colonie wieder aufzulösen. Spiegelbild dieser wenig fortschrittlichen und unsicheren Entwicklung war freilich der wiederholte Ab- und Zuzug von Flüchtlingen.
Ein Glücksfall für die Colonie Schwabendorf
war zweifellos 1689 der Amtsantritt von
Daniel Martin, einem der herausragendensten Pfarrer der Waldenser.
Er wirkte zuvor in der Colonie Holzappel (damals Esthen), wo er
neben den verbliebenen Mitgliedern seiner Familie (Kinder Jean,
Jeanne, Susanne und Marie, Schwiegermutter Jeanne Pastre, geb. Conte
und Schwägerin Anne Pastre) noch einen Großteil seiner
ehemaligen Gemeindeglieder von Mentoules um sich wusste. Aber in
Holzappel machte sich nach dem Einfall französischer Truppen
in der nahen Pfalz große Sorge und Unsicherheit breit, die
zu erneuter Aufbruchstimmung führte.
Wieder musste sich Daniel Martin um einen sicheren Platz für seine Gemeinde bemühen. Man hatte zunächst den Abzug in Richtung Holland geplant, aber viele von ihnen zog es in Richtung Marburg, wo man Bekannte und Verwandte hatte. Unter ihnen war auch der Waldenser Jean Vinçon mit seiner Familie aus Lafondufau (4 Pers.), dessen Onkel Pierre Vinçon mit Tante und Cousine schon in Schwabendorf war und der mit dieser Verbindung 1688 nach hier kam.
Während der Entwicklung in Holzappel starb im Februar 1688 Daniel Martin`s Schwiegermutter, die gewiss nach der Ermordung ihrer Tochter Suzanne, Daniels Ehefrau, die noch minderjährigen Kinder versorgt hatte, zumal der Vater beinahe rastlos unterwegs war. Vieles spricht dafür, dass seine noch unverheiratete Schwägerin Anne sich nun um die Kinder kümmerte und sie sich auch in Oberhessen befanden. Als dann zu Beginn 1689 Pfarrer Girard in Schwabendorf verstarb, musste schnell eine straffe, ordnende Hand her, um die Mißstände und die große Unruhe im Dorf beizulegen. Und da kam die Berufung für Daniel Martin gerade recht, am 1.4.1689 trat er seinen Dienst hier an und wirkte bis zu seinem Tod im J. 1704.
Wenngleich die Colonie auch weiterhin große Schwierigkeiten behielt, ging der Aufbau des neuen Dorfes doch langsam voran. Anfang der 90er Jahre wurden die ersten festen Häuser gebaut, und es hat den Anschein, als seien die wenigen Waldenser zunächst als Nachbarn unter sich geblieben. Es gibt keinen erhaltenen Siedlungsplan der Colonie, aber nach Auswertung der Dokumente (Eheverträge, Steuerveranlagungen, Schriftverkehr mit der landgräflichen Regierung in Kassel) waren die Anwesen von Jean Guenot u. Ehf. Marie, geb. Martin (aus d. Val Cluson), Pierre Vinçon u. Ehf. Marie, geb. Bon(n)et (aus Mentoules), Daniel Martin`s Schwager Jean Pastre (aus Mentoules) und dann das von Daniel Martin bewohnte Pfarrhaus in unmittelbarer Nachbarschaft auf der oberen Sommerseite entstanden. Nachbar von Pfarrer Daniel Martin auf der anderen Seite war Claude Badouin mit seiner Familie, aus Aiguilles / Val Queyras gebürtig.
gb
Abkürzungen:
* geboren
~ getauft
gestorben
beerdigt
S. v. Sohn von
T. v. Tochter von
(wird fortgesetzt in Quartalsblatt II-2005)
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