In den ersten Monaten und Jahren nach der Ansiedlung
waren die Kolonisten vornehmlich mit dem Aufbau des Dorfes und der
allmählichen Kultur des unmittelbar umliegenden Hutelandes, der
"Schwabe" (Schwobe), beschäftigt, wobei sie sich außerdem mit der
zusätzlichen Errichtung eines "Palisadenzaunes" rings um das Dorf
gegen Wildfraß schützen mussten. Eine fest vermarkte Katastergrenze
im heutigen Rechtssinn hat es seinerzeit noch nicht gegeben. Als
man mit der Rodung, Urbarmachung und Kultivierung des an das Dorf
angrenzenden Hutelandes mehr und mehr an die Feldgemarkungen der
Nachbargemeinden herankam und dies zu Streitigkeiten führte, wurden
erstmals behördliche Grenzmarkierungen in Form von behauenen Sandsteinen
und eichenen Pfählen rings um die von den Kolonisten bewirtschafteten
Flächen gesetzt (siehe 1705 : Grenzstreitigkeiten mit Albshausen;
die Nachbargemeinde vermeldet an die Behörden, "daß sich die Frantzosen
un-rechtmäßiges Land angeeignet haben.") Auch mit der Stadt Rauschenberg
kommt es wegen des Grenzverlaufes wiederholt zu Unstimmigkeiten,
die auch mit dem Recht der Rauschenberger Bauern einhergehen, die
alten Viehtriften bis in die "Brachter Ebene" zu benutzen. Die ca.
20 m breite "Obere Trift" war um 1740 gleichzeitig Nutzungs- bzw.
Gemarkungsgrenze der Kolonie Schwabendorf. 1732 war es erstmals
zu einer Vermessung der Schwabendorfer Feldmark gekommen, die auch
mit der Karte von 1742 Grundlage für das von 1746 an gültige "Steuermeßbuch"
der Gemeinde, das "LAGER-, STÜCK- UND STEUERBUCH" wurde. In diesem
Werk wird die Lage der Feldmark und Kolonie Schwabendorf wie folgt
umschrieben: "Diese Colonie grenzet gegen Morgen nach Albshausen,
gegen Mittag nach Rauschenberg, gegen Abend nach Bracht und gegen
Mitternacht nach Rosenthal" Der Grenzverlauf der Kolonie hat in
der Beschreibung dabei folgenden Wortlaut : "Die Grentze umb hiesige
Feldmark ist durchgehend regulair und mit keinen benachbarten Dörfern
oder Höfen strittig. Es fängt sich dieselbe vom Grenzstein zwischen
Schwarzenborn aufm Feld das Scheuernthor genannt und dem Sand am
Rauschenberger Wald hinnauß bis wieder auf den Grenzstein am Rauschenberger
Weg, von dar die kleine Portion genannt am Rauschenberger Plan und
dem Feld her, ferner vom Hattenberger Feld bis aufs Wolfskauter
Feld und an diesem her bis auf den obersten Kalbsgraben, wo dieses
Feldt an die Albshäuser Grentze stößet, weiters am Leimenfeldt biß
an die Casseler Landstraße, von hier auf anfangs gedachten Grenzstein
am Scheurenthor.." In dieser Beschreibung hat die Gemarkung von
Schwabendorf eine Größe von 932 Acker (rd. 224 ha). Eine neue Einteilung
der Feldflur erfolgt 1847 mit der Ausweisung neuer Wege und Gräben
und einer neuen Flureinteilung, die in Form von Karten A - E als
Kataster gültig wird. Die sog. "Anhangskarte E" der Gemarkung weist
dabei auch den Grundbesitz der Schwabendorfer Bauern auf den "Franzosenwiesen"
im
Burgwald aus (s. auch DIE FRANZOSENWIESEN IM BURGWALD aus der Schriftenreihe
des AK). Der Austausch dieser Exklave der Gemarkung mit einer Fläche
von rd. 44 ha mit staatlichem Rottland jenseits der heutigen Bundesstraße
3 führte im Rahmen von Flurbereinigungsverfahren 1935 bzw. 1956
schließlich zu einer unmittelbaren Erweiterung und Arrondierung
der Schwabendorfer Gemarkung auf heute rd. 305 ha, eingeteilt in
8 Fluren. Straßerhof Stark verändert dagegen hat sich das Umfeld
des zu Schwabendorf zählenden "Straßerhofes", das ehemalige "Schwaber
Wirtshaus". Nach Auswertung der "Schleenstein`schen Karte" aus dem
J. 1705 verlief in dieser Zeit die "Gerichtsbarkeitsgrenze" der
Ämbter Rauschenberg (mit Schwabendorf) und Schönstadt (mit Schwarzenborn)
mitten durch den Hof. Erst im J. 1858 wurde dieser Zustand im Zuge
einer Grenzregelung verändert, in dem "Johann Henrich Lebers Rottfeld"
mit rd. 14 ½ Acker und 18 Ruthen aus der "Schwarzenborner Terminey"
in die Gemarkung Schwabendorf überführt wird (s. auch "DER STRASSERHOF
BEI SCHWABENDORF" aus der Schriftenreihe des Arbeitskreises). Wolfskaute
Weitgehend unverändert blieb im Laufe der Vergangenheit die Gemarkung
von Wolfskaute mit einer Größe von rd. 26 ha. Bei der Wüstung "Hattendorf",
wie Wolfskaute seinerzeit noch hieß, kann man im übrigen von einer
Wiederbesiedlung einer früheren Meierei des Klosters Ziegenhain
ausgehen, die im 30-jährigen Krieg aufgegeben worden war. 1699/1700
war diese Wiederbesiedlung durch einige französische Familien von
Schwabendorf aus erfolgt. gb
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