Die Franzosenwiesen im Burgwald – ein historischer Kalender

1627 Auf „herrschaftliche“ Kosten wird in den „Brüchern“ im Burgwald ein „Heu-Bau“ für das „Wildpret“ errichtet. Die „Unterthanen des Ambtes Wetter“ haben den Scheunenbau alljährlich mit Heu zu füllen, das im Winter an das Wild verfüttert wird. Damit wurde die Wildjagd erleichtert.
1725

Die „Brücher“ im Oberrospher Forst werden erstmals den französischen Colonisten „auf der Schwabe“ gegen einen „jährlichen Canonis“ (= Pachtzins) auf die Dauer von sechs Jahren zur Nutzung überlassen. Noch im selben Jahr werden „diese Brücher gemessen und in einen Grundriß gebracht“. Dabei wurden rd. 140 Acker und 11 Ruthen Flächengröße ermittelt.
Neben dem jährlichen Zins müssen die Colonisten jedoch noch die „allda vorhandene Wildschüer“ mit Heu zur Wildfütterung füllen. Nur das übrig bleibende Heu und Moos dürfen sie selbst ernten und nach Schwabendorf fahren.

1770 24 nutzungsberechtigte Schwabendorfer teilen sich zu gemeinschaftlichen Anteilen die Heu- und Moosernte auf den „Brücher Wiesen“.
1807 Die Wildscheune wird auf Betreiben der Forstverwaltung abgebrochen und verkauft
1810 Nach dem Wegfall der Wildscheune versucht das Forstamt Bracht, den Pächtern aus Schwabendorf die Wiesennutzung zu entziehen. Die Gemeinde wehrt sich aber erfolgreich gegen diese Absicht der Forstverwaltung.
1847 Die in diesem erstmals als „Franzosenwiesen“ bezeichneten „Brücher“ werden mit 43,8 ha Fläche neu vermessen und mit der „Anhangskarte E“ eine Exklave im Kataster von Schwabendorf
1848 Infolge des „Kurhessischen Gesetzes“ werden die Wiesen gleichzeitig „Allodialbesitz“, d.h. Erbbesitz der Schwabendorfer Landwirte.
1865 Nach Inkrafttreten des „Preußischen Jagdgesetzes“ erwerben die neuen Eigentümer aus Schwabendorf auch das Jagdrecht in der Exklave, das ihnen jedoch
1886 nach gerichtlicher Entscheidung wieder aberkannt wird.
1890 65 Grundstückseigentümer (34 aus Schwabendorf, 13 aus Mellnau, 8 aus Bracht, 7 aus Oberrosphe, 3 sonst.) werden im Kataster geführt
1898 Einzelne Wiesenbesitzer beginnen, ihr Grundstück an den Forstfiskus zu verkaufen
1935/55 Im Zuge von Flurbereinigungsverfahren werden eine größere Zahl von Wiesengrundstücken gegen „Rottland“ jenseits der Bundesstraße 3 ausgetauscht. Die unmittelbare Schwabendorfer Gemarkung wird dadurch erweitert.
1985 65 Grundstückseigentümer (45 Forstverwaltung, 7 aus Bracht, 6 aus Mellnau, 5 aus Schwabendorf, 3 aus Oberrosphe)
1987 Ausweisung des Naturschutzgebietes „Franzosenwiesen/Rotes Wasser“, wichtigster und wertvollster Biotopkomplex für den Burgwald und mit nationaler Bedeutung
1987 Zur 300-Jahrfeier der Hugenotten- und Waldensergemeinde Schwabendorf führt in einem Tagesausflug ein Wagentreck zu den Franzosenwiesen mit dem Titel „Wir fahren auf die Brücher“.
1995

HR-Fernsehen berichtet im „Hessischen Bilderbogen“ über Schwabendorf und die „Franzosenwiesen“


Die Franzosenwiesen 2004 Luftaufnahme G. Badouin/2004

Quelle: Gerhard Badouin; "Die Franzosenwiesen im Burgwald - eine historische Betrachtung"; Schriftenreihe des Arbeitskreises für Geschichte der Hugenotten und Waldenser Schwabendorf/1985

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